Mutterkuchen

2009

Mutterkuchen aus den Beinen,
geht  voran dem Embryo,
das Weib des Kleinen ist am Weinen
und dem Tode auch sehr nah,
sie will ihn halten in der Hand,
doch es lauert Giftgefahr,
aus dem Schlitze dringt Gestank,
Todesgas und Bluterguss,
die Placenta angefressen,
hängt heraus und fault schon,
der Embryo, er regt sich nicht,
die Mutter schreit um ihren Sohn,
fest verharrt bleibt er im Fleisch,
die Mutter krampft bei Angst und Schweiß,
unter Panik hält sie fest,
die Nabelschnur bis zum Ende,
Blut und Schleim enthält der Rest,
die Missgeburt erblickt das Licht,
das Weib schreit und zieht es fest,
weiter raus bekommt sie`s nicht,
sodass sie`s einfach hängen lässt,
der Kopf heraus die Gliedmaßen im Leib,
schmerzverkramfpt, steht die Zeit,
kein Hauch, kein Wort entrinnt dem Kopf,
schon lang verstorben in diesem Loch,
die Mutter sieht’s, die Mutter riecht`s,
hat den Tod schon vor den Augen,
zu ihrem Kinde möchte sie
und beendet dieses Grauen,
aufgeschlitzt die Kehlkopfhaut,
sie kommt zum Kinde, im Blutrausch.

Zwei Seelen gefangen in einem Körper,
kämpften bis der Docht erlosch,
auch leblos bleiben sie zusammen,
wie kalter Wachs der zerfloß.